Man sieht sie für gewöhnlich auf dem Weg zum Spielerbus mit Kopfhörern, manche im Anzug, andere im Trainingsoverall. Erik zählt zweifellos zur ersten Kategorie. Das Interesse für den zeitlosen Stil entwickelte er, bevor er die Fußballschuhe für sich entdeckte. Wir haben Erik Sviatchenko getroffen - dem Fußballprofi mit der Vorliebe für klassische Herrenmode.
Text: Sebastian Frank
Fotos: Ted Olsson
Veröffentlicht
4.7.2020
Bei unserem Interview betont Erik, dass er sich in erster Linie als Fußballprofi identifiziert. Der Fußballer mit langjähriger Erfahrung spielte zuerst für Celtic Glasgow, bevor er zum FC Midtjylland wechselte, würde sich aber nicht als einen stereotypen Fußballspieler bezeichnen.
„Viele meiner Teamkollegen haben keinen besonderen Bezug zu Kunst, Architektur oder Design, zumindest nicht im selben Ausmaß wie ich. Das Interesse für Ästhetik, vor allem Kleider und Stil im Allgemeinen, habe ich fast ausschließlich von meinem Vater übernommen“, erzählt Erik.
Eriks Eltern stammen ursprünglich aus der Ukraine, der ehemaligen Sowjetunion. Eriks Vater, Sergei Sviatchenko, konnte hinter dem eisernen Vorhang nie ein besonders zufriedenes Dasein als Künstler und Architekt führen.
„Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 übersiedelten meine Eltern nach Dänemark, wo ich auch zur Welt kam. Dort konnten sie ein Leben unter komplett neuen Voraussetzungen für mich und meine Geschwister aufbauen und die Künstlerkarriere meines Vaters kam erst richtig ins Rollen.“
Es ist deutlich, dass Erik seinen Vater als Vorbild sieht. Er erzählt eingehend, wie das Interesse für Design und Herrenmode auf ihn abgefärbt hat:
„Als ich noch klein war, wurde ich immer von meinem Vater angezogen. Er hatte damals wie heute ein natürliches Gefühl für Stil und ein passendes Erscheinungsbild. Im Alter von 10 Jahren habe ich begonnen, Kleidungskombinationen für ihn zusammenzustellen, die er mit der Zeit auch getragen hat. Das stärkte meine Motivation noch mehr.“
Das gemeinsame Interesse für Stil und Kleider nahm mit den Jahren kontinuierlich zu. Im Jahr 2009 starteten Vater und Sohn den Blogg Close Up and Private für Stilratgebung und präsentierten verschiedene Kooperationen sowie Kleiderkollektionen - alles nach dem traditionellen, klassischen Herrenstil.
Erik setzt fort:
”Die künstlerische Tätigkeit meines Vaters führte mich in viele verschiedene Galerien und Ausstellungsräume. Der Besuch in Paul Smiths Flagship-Store in London ist eine Reise, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Der Künstler sollte höchstpersönlich das Innenfutter für einen Anzug mit dem Design des Beatles Albums ’Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band’ kreiern. Paul Smith und mein Vater zählen beide zu den ganz großen Fans der Band und wurden umgehend zu guten Freunden. Der Hauptinhalt unseres Bloggs ist auf unterschiedliche Weise in der Kombination aus Kunst und Kleidung verankert.“
Wir kommen auf Eriks persönlichen Stil zu sprechen, den er selbst als klassisch mit Inspiration aus der Mode der 50er und 60er Jahre bezeichnet. Die Beatles haben schon in Eriks Kindheit eine zentrale Rolle gespielt - nicht nur musikalisch, sondern auch stilmäßig.
”Manchmal werde ich gefragt, ob ich auf dem Weg zu einem Fest bin, weil ich einen Anzug trage. Dabei ist das für mich persönlich eine natürliche Art sich zu kleiden.“
”In meiner Kindheit liefen zu Hause oft The Beatles. Der Kleidungsstil der Band diente schon immer als Inspirationsquelle, vor allem das Anzugmodell mit der schmalen Krawatte. ”Manchmal werde ich gefragt, ob ich auf dem Weg zu einem Fest bin, weil ich einen Anzug trage. Dabei ist das für mich persönlich eine natürliche Art sich zu kleiden.“
Erik betont, dass er klassische Kleidung mit einem modernen, auffallenden Twist bevorzugt.
”Natürlich trage ich auch manchmal legere Kleidung aber im Grunde mag ich Modelle mit traditionellem Ursprung, wie das Oxfordhemd oder einen Cardigan. Die Marke Thom Browne vereint alle diese Bestandteile. Das Label peppt die Klassiker mit neuem Design auf, wodurch alte Modelle plötzlich wieder spannend werden. Generell ordne ich mich nicht neuen Trends unter, finde aber, dass man immer modernes Design in den eigenen Stil einfließen lassen kann – der persönliche Eindruck wird dadurch lebendiger.”
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