Ein Herbst wie in Italien

Im Grunde kann italienischer Modestil nicht als einheitlicher Begriff bezeichnet werden. Der Look drückt sich in verschiedener Weise aus, die Definitionen sind vielschichtig. Der folgende Text bezieht sich auf den Italo-Chick mit hohen Stilgrad, perfekter Passform, feinen Materialien, bei dem absolute Spitzenqualität und ästhetische Harmonie den Ton angeben.

Die Italiener haben das gewisse Etwas, das lässt sich nicht verleugnen. Ich kann nach meinen zahlreichen Aufenthalten im Land nur bestätigen, dass die Einheimischen mit Vorliebe ein höchst ansprechendes Stilempfinden verfolgen. Wert gelegt wird vor allem auf Details und visuelle Balance, geprägt von La Dolce Vita, der natürlichen Leichtigkeit des Seins. Das gelingt harmonisch, scheinbar wie zufällig und ohne angestrengt zu wirken, obwohl man genau weiß, dass mit größter Sicherheit nichts dem Zufall überlassen und jedes Detail bis ins Kleinste geplant wurde.


In erster Linie handelt es sich um dezente Farben und weiche Kontraste. Leicht angeraute Stofftexturen und Schnitte schmeicheln der Figur des Trägers wie das Hemd von beeindruckender Exklusivität, dessen Kragen aus einem marineblauen, leicht ausgewaschen wirkenden Sweatshirt mit V-Ausschnitt hervorschaut, darüber die dünne Jacke aus marineblauem Flanell, getragen und geknöpft wie der feinste Blazer, ergänzt durch einen Schal mit subtilem Design oder einfarbig aus reinem Kaschmir.

Das Outfit vervollständigt die mittelblaue Jeans mit perfekter Waschung, nicht zu weit im Schnitt oder so eng getragen wie in Skandinavien, so dass man vermuten könnte, die Jeans wäre aus Versehen im Trockner gelandet. Nicht zu vergessen das Schuhwerk. Wir sehen Loafers oder Derbys aus feinstem Leder in erdigen braunen und beigen Nuancen, passend abgestimmt auf die Farbe des Gürtels. Auffällige Ringe oder Armbänder aus Metall, die scheinbar wie zufällig, in Wirklichkeit jedoch mit vollem Bewusstsein unter den halb umgeschlagenen Manschetten zum Vorschein kommen, ergänzen das Bild.

Doch erst die schnittige Vespa vollendet den Style. Mit haarsträubender Geschwindigkeit und höchster Präzision wird der Roller durch die schmalen Einbahnen mit Pflastersteinen, ungeachtet der dicht geparkten Autos am Straßenrand manövriert, um dann mit einem eleganten Schwung an der Trattoria abgestellt zu werden. Einer überschwänglichen Begrüßung der Freunde und Bekannten mit Umarmungen und Küsschen folgen lautstarke Diskussionen zu einem Glas Rotwein.



Wie gelingt denn nun der Stil? Setzen Sie als Oberbekleidung auf eine Steppweste oder einen weich konstruierten Wollmantel und Oxford- oder Chambreyhemden. Jeans und Chinos dürfen gerne mit einem etwas höheren Bund sowie als spannendes Detail mit Bundfalten ausgestattet sein. Den Stil vervollständigen Poloshirts mit langen Ärmeln, Strickwesten, Cardigans und Sweatshirts in Marineblau, Grau oder Braun von ausgefallen hoher Materialqualität ohne Logos. Kombinieren Sie fein geschnittene Flanell- oder Tweedsakkos und addieren Sie eine gefütterte Weste falls die Temperaturen es erfordern. Und last but not least das ausschlaggebende Accessoire – die Sonnenbrille. Auch wenn der Sommer längst vorbei ist, der italienische Look wird erst durch dieses kleine, aber feine Detail komplett.

Eine Qualitätsuhr, die als bewusste Investition angeschafft wurde erhöht, wie auch bei anderen Outfits, das Niveau des italienischen Stils. Lassen Sie sich bewusst Zeit bei der Wahl.  Sparen Sie gegebenenfalls lieber eine Weile auf das Modell Ihrer Träume, anstatt Kompromisse einzugehen. Ist die Anschaffung dringend, erweisen sich erschwingliche Qualitätsuhren von Swatch, Timex oder Seiko als die perfekte Alternative.


Und ja, Sneakers sind absolut in Ordnung. Die bequemen Schuhe sind ein natürlicher Teil des entspannten, italienischen Looks. Doch es wäre schade, wenn die Schuhgarderobe zu 80% nur aus Sportschuhen besteht. Sorgen Sie auch für Abwechslung. Damit bleibt der Italo-Chick länger interessant und weniger vorhersehbar.

Genau betrachtet ist der italienische Stil die entspannte, südeuropäische Interpretation der Sakko- und Hemden-Tradition der Engländer. Wie schon Sir Hardy Amies einst zitierte - ein Mann sollte seine Kleidung mit Bedacht erwerben, sie mit Sorgfalt anziehen und sie dann bewusst vergessen. Darin liegt das Geheimnis der lockeren italienischen Herbstgarderobe.