Wenn ein Anzugkauf ansteht, sollten einige Punkte genau bedacht werden. Mit diesen Tipps kaufen Sie langfristig ein: Ihr Anzug wird gut sitzen und für viele Gelegenheiten geeignet sein.
Text: Mikael Vallin
Foto: Evelina Svantesson
Veröffentlicht
7.5.2017
Eigentlich ist es nicht so schwierig, einen Anzug zu kaufen. Einige grundlegende Dinge sollte man allerdings wissen, um wirklich Erfolg zu haben und um sicher sein zu können, dass man den Anzug durch seine Passform und seinen Stil zu einer langfristigen Investition macht. Hierbei spielt es auch eine Rolle, ob es der erste oder zweite Anzug ist, den man kauft, oder ob man bereits eine umfangreiche Garderobe hat, die viele Anzüge umfasst.
Dieser Text richtet sich an alle, die entweder ihren allerersten Anzug kaufen oder nur einige wenige im Schrank haben. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass dieser Text auch für andere, die bereits seit Jahren Anzüge tragen, interessant ist. Denn auch hier haben wir noch einige Tipps parat, wie ein Anzug wirklich gut aussieht und perfekt sitzt.
ANZUGKAUF – SCHRITT FÜR SCHRITT
Farbe und Material
Beim Kauf Ihres ersten Anzugs sollten Sie sich für eine Farbe entscheiden, die zu vielen Gelegenheiten und Jahreszeiten passt. Für den ersten Anzug sind einfarbige Ausführungen in Dunkelgrau oder Marineblau schwarzen Modellen vorzuziehen, denn diese Farben lassen sich vielseitiger verwenden und der Kontrast zu anderen Farben ist weicher. Blau und Grau lassen sich perfekt mit schwarzen und dunkelbraunen Schuhen kombinieren. Die Farben bieten viele Kombinationsmöglichkeiten und eignen sich für viele Stile und Einsatzbereiche. Gemusterte Modelle sind als Zweit- oder gar Drittanzug empfehlenswert, wenn man bereits einen guten Basisanzug im Schrank hat.
Als Material empfiehlt sich ein dünner Wollstoff. Das Sakko sollte ein Einreiher mit zwei oder drei Knöpfen und einem Doppelschlitz sein. Die Schlitze befinden sich hinten an der Unterkante des Sakkos. Sie sorgen dafür, dass das Sakko schön fällt. Ob einfacher Schlitz oder Doppelschlitz, ist Geschmackssache. Wir empfehlen häufig Doppelschlitze, da sie meist am besten sitzen.
Die richtige Größe
Zunächst gilt es, die richtige Größe zu finden. Viele tragen nämlich viel zu große Sakkos. Hierbei sollte man vor allem auf die Schultermaße achten, da sie die Optik des Sakkos am stärksten beeinflussen. Die Schultermaße sind der Abstand zwischen den Schulternähten des Sakkos. Das sind die Nähte, an denen die Ärmel am Vorder- und Rückenteil des Sakkos angenäht sind. Einfach gesagt, sollte diese Naht genau da liegen, wo die Schulter senkrecht abfällt und in den Arm übergeht.
Der Stoff des Sakko-Ärmels sollte bis zu dieser Naht überall am Arm anliegen. Ragt die Schulternaht über die Schulterbreite hinaus, sodass sie in der Luft hängt oder etwas über den Arm geht, ist das Sakko zu groß und wird auch zu groß aussehen.
Wenn Sie bereits einen Anzug haben, der perfekt sitzt, können Sie in all unseren Geschäften auf eine ausführliche Maßtabellen zurückgreifen. Messen Sie den Anzug ab, den Sie bereits haben und vergleichen Sie ihn anschließend mit dem Modell, für das Sie sich in unserem Geschäft interessieren.
Sie wissen nicht genau, wo Sie anfangen sollen? Die Tabelle unten bietet Ihnen einen ersten groben Überblick. Die Maße hängen auch sehr stark vom Körperbau ab, d. h. wie muskulös man ist usw.
Wenn Sie außergewöhnlich groß und dabei sehr schlank sind, sind ggf. 100er-Größen für Sie ideal. Hierbei handelt es sich um längere Versionen der Standardgröße. Wenn Sie beispielsweise 190 cm groß sind und 75 kg wiegen, benötigen Sie wahrscheinlich einen Anzug in Größe 148. Sollten Sie im Vergleich zu Ihrem Gewicht klein sein, benötigen Sie „kürzere“ Größen, die dadurch angezeigt werden, dass die Zahl doppelt genommen wird. Eine „kurze“ Größe 46 heißt stattdessen 92, eine „kurze“ Größe 48 heißt 96 usw.
Anpassungen nach Maß
Meist sitzen Anzüge nicht auf Anhieb hundertprozentig perfekt. Das lässt sich durch kleine Änderungen aber leicht beheben, sodass Sakko und Hose wirklich passen. Auf Anhieb einen Anzug zu finden, der wie angegossen sitzt, ist ungefähr wie ein Sechser im Lotto, auch wenn er die richtige Größe hat. Deswegen können einfache Änderungen, die nicht viel kosten, Wunder wirken.
Ärmel- und Beinlänge
Am häufigsten müssen bei Anzügen Ärmel und Hosenbeine umgenäht werden, damit die Länge stimmt. Denn ein Sakko mit zu langen Ärmeln sieht einfach zu groß aus, da kann der Anzug ansonsten noch so gut sitzen. Man sieht das leider ziemlich oft bei Anzugträgern. Also ganz wichtig: Achten Sie darauf, dass Ihr Sakko die richtige Ärmellänge hat.
Teilweise ist es auch Geschmacksache, wie lang die Anzugärmel sein sollen. Wer häufig Sakko trägt, bevorzugt nicht selten eine kürzere Ärmellänge. Eine einfache Regel, mit der man immer richtig liegt: Hemdsärmel sollten da aufhören, wo das Handgelenk über dem Daumen in die Hand übergeht. Der Sakkoärmel sollte 1-2 cm kürzer sein, damit die Hemdenmanschette herausragt.
Beim Umnähen ist vor allem eines zu beachten: Ein zu langes Hosenbein lässt sich immer umnähen. Wurde ein Hosenbein dagegen abgeschnitten, lässt es sich kaum wieder verlängern. Seien Sie beim Kürzen Ihrer Hosenbeine deshalb vorsichtig und schneiden Sie nicht zu viel ab. Die Länge ist perfekt, wenn die Hose auf dem Schuh aufliegt, wenn Sie entspannt stehen. Auch bei diesem Maß spielt der Geschmack eine Rolle. Außerdem entscheiden Mode und Trends darüber, welche Länge perfekt ist.Bund und Rückenteil einnähen
Häufig lohnt es sich, das Rückenteil anzupassen. Hinten sollte das Sakko nicht zu weit sein. Der Hosenbund sollte so weit eingenäht werden, dass die geschlossene Hose auch ohne Gürtel sitzt. Sonst ist sie zu groß. Den Hosenbund einnähen zu lassen, kostet rund 15 € bei einer Änderungsschneiderei.
Richtig anprobierent
Wenn Sie Ihren Anzug anprobieren, vor allem das Sakko, sollten Sie entspannt stehen und die Arme locker seitlich am Körper hängen lassen. Nur so kann man sehen, ob das Sakko gut sitzt. Strecken Sie die Arme nicht nach vorne aus wie beim Radfahren oder Schlafwandeln, um zu sehen, ob das Sakko sich hinten strafft. Das tut es nämlich auch, wenn es gut sitzt und die richtige Größe hat. Ein gutsitzendes Sakko sollte einfach wie angegossen sitzen, nicht zu eng oder knapp.
Auf lange Sicht kaufen
Wir halten die Modelle, die wir in unserem Sortiment haben, relativ zeitlos, auch wenn Details wie Sakkolänge, Beinweite, Reversbreite u. a. immer auch dem Stil unterliegen, der bei den Herstellern gerade den Ton angibt. Wenn Sie sich bei Ihrem ersten Anzug an unsere Tipps halten, kommen Sie weit. Denn mit dieser zeitlosen Optik sind Sie unabhängig von launenhaften Trends immer gut angezogen.
Abschließend möchten wir noch auf einen ganz wichtigen Punkt hinweisen: Beim Anzug sollte man unbedingt an den Gesamteindruck denken. Denn es spielt keine Rolle, wie schön Ihr Anzug ist und wie gut er sitzt, wenn das, was Sie ansonsten tragen, nicht zum Anzug passt. Eine gute Investition sind gute Schuhe: Entweder Oxford- oder Derby-Schuhe. Auch wenn die Stilregel „der Anzug ist nie besser als die Schuhe, die man dazu trägt“, vielleicht etwas abgedroschen ist, hat sie doch einen wahren Kern.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Anzugkauf. Gerne beantworten wir Ihre Fragen im Kommentarfeld unten oder über Carl fragen, über unseren Dienst Carl Supply können Sie auch einen Telefontermin mit einem Stilberater buchen. Wir wählen dann Kleidung für Sie aus und mailen Ihnen einen Vorschlag mit Outfits, die unserer Meinung nach gut zu Ihren Bedürfnissen passen.